Wir sind spät in der Nacht in Oberstdorf angekommen, um am nächsten Tag nicht allzu spät los zu laufen. Es gestaltet sich als kostenintensiv, in Oberstdorf zu parken, vor allen im Zentrum oder wie wir es vorhatten, an der Nebelhornbahn. Geschlagene 15 Euro kostet das Tagesticket. Wenn man nur mal mit der Seilbahn zum Nebelhorn hochfahren möchte, lohnt sich der P1 oder P2 am Rande von Oberstdorf. Dann läuft man nur noch ein kleines Stück bis zur Bahn. Wir wollten aber gleich auch eine Stellmöglichkeit finden, um eine Nacht später im Dachzelt zu schlafen. Durch Zufall und in unmittelbare Nähe haben wir einen Wohnmobilstellplatz gefunden. Freie Platzwahl und ohne Reservierung kann man dort parken und man bezahlt, wenn mal jemand da ist. Saubere Toiletten und Duschräume. Das passt, sagen wir uns und zahlen für 3 Übernachtungen 60 Euro.
Wir schnappen unsere Rucksäcke aus dem Auto und los geht’s. Die Sonne lacht, es ist schwülwarm/drückend und das schon 9:00 Uhr. Wir hatten uns zuvor eine Route über den Schattenberg gesteckt. Eine Gratwanderung. Am Einstieg zum Berg ein rotes Absperrband. Wir sind uns zu unsicher und schauen, welcher Weg noch zum Edmund-Probst-Haus führt, außer der direkte unterhalb der Nebelhornbahn. Wir stecken erneut und starten in Richtung Oytal. Es geht leider über Asphalt und stetig bergauf. Aber wir haben ein zügiges Tempo im Laufen und kommen bald am Berggasthof Oytalhaus an. Ein kleines Schild mit schwarzer Markierung weist uns den Weg zum Seealpsee. Es geht direkt steil an der Wand hinauf. Der Weg verläuft zick-zack-artig und wir kreuzen immer wieder die Wasserfälle. Was bei der Hitze und der Schwüle eine Wohltat ist. Denn Schatten ist nicht all zu viel. Und der ein oder andere Wasserfall lädt auch ein, die Bergschuhe auszuziehen und die Füßen im Wasser zu kühlen. Einfach genießen. Der Weg erfordert zum Seealpsee Trittfestigkeit und an der einen oder anderen Stelle etwas Schwindelfreiheit, da abschüssiges Gelände. Auf den ganzen Weg begleitet uns ein Blumenmeer und der wundervolle Enzian präsentiert sich. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Nach über 1 ½ Stunden und 700 Höhenmeter später der Blick auf den wunderschönen Seealpsee. Eine kleine, noch geschlossene Alpe lädt ein, auf der Bank zu verweilen und den Blick über den See und die dahinter liegenden Berge schweifen zu lassen. Am Horizont kommt es leider sehr dunkel und für den Nachmittag sind auch Gewitter und Regen angekündigt. Wir lassen uns trotzdem nicht hetzten. Essen noch eine Kleinigkeit und laufen weiter den Weg zum Zeigersattel. Nochmal 220 m geht es hoch auf einen normalen Ziehweg. Wir stehen am höchsten Punkt dieser Tour auf knapp 2000 Höhenmeter. Hinter uns der Seealpsee mit Blick Richtung Österreich und vor uns das Nebelhorn mit seinen 2224 m. Zu unseren Füßen die Mittelstation und daneben das Edmund-Probst-Haus. Nach ca. 10 Minuten ist man an der DAV-Hütte und nach einem kurzen Erfrischungsgetränk auf der Terrasse müssen wir auch ins Innere fliehen, da Nebel, Regen und Gewitter sich breit machen. Es begleitet uns bis zum Abend und auf der Mittelstation breitet sich eine mystische Atmosphäre aus. Wenig später am Abend Aufruhr auf der Sonnenterasse der Hütte. So schnell wie die Wolken kamen, so schnell war der blaue Himmel wieder zu sehen und zwei wundervolle Regenbögen präsentierten sich. Schnell ein Foto und dann wieder rein in die kuschlige Hütte. Das Edmund-Probst-Haus hatte den ersten Tag wieder auf, wurde teilsaniert und lädt zum Verweilen ein. Das Matratzenlager ist sehr sauber und das Essen lässt nichts zu wünschen übrig. Einfach traumhaft. Wir kommen wieder. Da die Hütte eine super Ausgangslage hat für den Hindelanger Klettersteig.
